Portrait Eremias pleskei


Foto: Eskandar Rastegar Pouyani

Eremias pleskei NIKOLSKIJ, 1905 – Transkaukasischer Wüstenrenner

MARTIN DIECKMANN, 2008

Einleitung

Die paläarktischen Wüstenrenner der Gattung Eremias sind in 27 Arten von Rumänien im Westen bis nach Korea im Osten verbreitet. Davon erreichen zwei Arten (E. arguta und E. velox) auch europäisches Gebiet (vgl. SZCZERBAK 1974, 2003, BÖHME 1981, BISCHOFF 1991, ENGELMANN et al. 1993)). Es handelt sich um kleine bis mittelgroße Lacertiden, die in Steppenbiotopen, Wüsten und Halbwüsten leben. Wie den Fransenfingern der Gattung Acanthodactylus, denen sie äußerlich und in der Lebensweise sehr ähneln, fehlt ihnen das Occipitalschild am Hinterrand des Pileus.

SZCZERBAK (1974) unterscheidet innerhalb der Gattung Eremias fünf Untergattungen, in denen er offensichtlich enger verwandte Arten zusammenfasst. Der hier vorgestellte Eremias pleskei gehört gemeinsam mit E. andersoni, E. fasciata, E. lineolata, E. scripta, und E. vermiculata in die Untergattung Rhabderemias LANTZ, 1928.

Beschreibung:

Bei einer mittleren Kopf-Rumpf-Länge von 56 mm erreicht Eremias pleskei eine durchschnittliche Gesamtlänge von circa 150 mm. Die Rücken- und Schwanzschuppen sind klein, rundlich und glatt. Die Supraocularia sind von einem Ring kleinerer Schuppen umgeben. Die Färbung der Oberseite ist bei den geschlechtsreifen Tieren graubraun bis mattschwarz; bei den Jungtieren ist sie erheblich dunkler. Die auf dem Rücken befindlichen Längslinien sind weiß, die Supratemporal- und Supramaxillarlinien jedoch blass- bis hellgelb. Auf den Oberseiten der Schenkel befinden sich große, weiße Ozellen. Beide Geschlechter und die Jungtiere haben eine weiß gefärbte Kehl-, Brust- und Bauchregion. Die Kehle der erwachsenen Männchen ist zudem blassgelb angehaucht. Die Ozellen auf der Oberseite der hinteren Extremitäten, die Hinterseite der Oberschenkel, sowie die Schwanzunterseite sind bei den Jungtieren schwefelgelb gefärbt. Die Geschlechter unterscheiden sich in der Färbung nur geringfügig und beschränken sich auf die blass gelb angehauchte
Kehle der adulten Männchen (PETERS 1964, BISCHOFF 1978).

Abb. 1: Portrait eines weiblichen Eremias pleskei.

Abb. 2: Diese kleinen Wüstenrenner werden im Terrarium recht zutraulich, benötigen für ihr Wohlbefinden jedoch recht hohe Temperaturen.

Abb. 3: Zwei Eremias pleskei aus Swartnoz in Armenien.
Foto: W. BISCHOFF

Verbreitung und Lebensraum:

Eremias pleskei ist in der Nordost-Türkei, im Nordwest-Iran, sowie im transkaukasischen Armenien verbreitet. Seinen Lebensraum bilden Halbwüsten und steinige, dürre Steppen, seltener Sanddünen. Hier bevorzugen er in Tal liegende Wärmeinseln. Nicht selten kommt E. pleskei gemeinsam mit Eremias strauchi vor. Eine weitere Arten in seinem Lebensraum ist zum Beispiel auch die Krötenkopfagame Phrynocephalus helioscopus (DAREVSKIJ 1960). Man findet sie aber auch im kultivierten Wein- und Baumwollanbau (PETERS 1964), wo sie dann sogar gemeinsam mit Lacerta strigata lebt (BISCHOFF 1978). Nach PETZOLD (1977) erreicht ihre Höhenverbreitung 1800 m.

Abb. 4: Der transkaukasische Wüstenrenner besiedelt steinige, dürre Steppen und Halbwüsten.
Foto: T. PANNER


Aktivität / Fortpflanzung:

Eremias pleskei ist gegenüber dem häufig mit ihm gemeinsam vorkommenden E. strauchi den Umweltbedingungen gegenüber die anspruchsvollere Art. Er benötigt mehr Wärme für seine Aktivität. Während E. strauchi auch im Norden des Areals in den Gebirgen zu finden ist, beansprucht E. pleskei die Wärmeinseln der Täler und Ebenen. Letzterer ist auch während in der Mittagshitze im Biotop anzutreffen, während andere Arten der Gattung zu dieser Zeit ihre Verstecke oder den Schatten aufsuchen (BISCHOFF 1978). Der Transkaukasische Wüstenrenner scheint oftmals in seinem Lebensraum im Grenzbereich seiner physiologisch-ökologischen Möglichkeiten zu leben. Dies bestätigen Untersuchungen, in denen festgestellt wurde, dass sich Populationen, die nur 45 km von einander entfernt liegen, in ihrer Größe und den Proportionen der Extremitäten erheblich unterscheiden. Auch gibt es Verschiebungen bei der sommerlichen Aktivitätsperioden von 3 bis 4 Wochen (PETERS 1964).

Im Terrarium sind diese Eidechsen schon kurz nach Einschalten der Beleuchtung aktiv. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass auch der Wärmestrahler schon mit in Betrieb ist. Bleiben die Temperaturen örtlich unter ca. 35° C, werden die Verstecke nicht verlassen. Vor allem in der ersten Tageshälfte graben die Tiere immer wieder Höhlen, und sie wärmen sich ausgiebig unter dem Strahler auf. Hin und wieder kann man im Terrarium beobachten, wie sich der Schwanz bogenförmig nach oben richtet und die Färbung der Schwanzunterseite sichtbar wird. Dies erinnert an die innnerartliche Kommunikation der Krötenkopfagamen (Gattung Phrynocephalus). Bei ihnen kann man das im Terrarium oft beobachten, vor allem, wenn mehrere Individuen gemeinsam gepflegt werden. Auch hier sind die Schwanzunterseiten auffällig gefärbt. Bei dem größeren Eremias strauchi konnte ich dieses Verhalten bisher nicht beobachten, auch nicht im Freilandterrarium.
Aufgrund ihrer geringen Größe, kommen für E. pleskei nur kleinere Futtertiere in Frage. Gerne werden Mehlwürmer und Wachsmaden, sowie kleine Zophobas-Larven gefressen. Als Lieblingsnahrung nehmen sie jedoch Spinnen und frisch umgewandelte Mehlkäfer an. In der Natur bilden offensichtlich Ameisen den Hauptanteil der Beutetiere (BISCHOFF 1978, SZCZERBAK 2003).

Die Freilanduntersuchungen von PETERS (1964) ergaben, dass E. pleskei kaum älter als drei Jahre wird. Die Weibchen produzieren pro Jahr zwei Gelege mit je zwei Eiern (selten 4). Daraus ergibt sich, dass ein Weibchen rund zwölf Eier in seinem Leben produziert. Aus der kurzen Lebensdauer ergibt sich eine schnelle Generationenfolge in Verbindung mit früher Geschlechtsreife und geringen Größenunterschieden zwischen den einzelnen Altersgruppen. Die Unter-suchungen zeigten weiterhin, dass die Weibchen bereits Anfang Juli mit dem zweiten Gelege trächtig waren. Einige Individuen wiesen auch nach dem zweiten Gelege reife Follikel auf, diese waren jedoch unbefruchtet.

Abb. 5: Am Tage werden immer wieder neue Höhlen gegraben, die nachts jedoch nicht aufgesucht werden.

Angaben zur Terrarienhaltung:

Der Transkaukasische Wüstenrenner benötigt ein geräumiges Trockenterrarium. Die wichtigste Voraussetzung ist, diesen heliophilen Eidechsen hohe Temperaturen zu bieten. Eine kräftige Bestrahlung, wie wir sie zum Beispiel bei der Haltung von Dornschwanzagamen einsetzen, ist auch für diese Wüstenrenner lebensnotwendig.
Für ihre Körpergröße reicht ein Terrarium von 90 × 35 × 30 cm (L × B × H) aus. Die Wände sollten Klettermöglichkeiten bieten, da die Eidechsen immer wieder bei derartigen Aktivitäten zu beobachten sind. Ein weiterer wichtiger Haltungsfaktor ist die Bodensubstrathöhe. An der wärmsten Stelle sollte sie 5 bis 10 cm betragen, da dort am Tage Wohnhöhlen gegraben werden. Der Bodengrund sollte hier immer etwas feucht gehalten werden, damit er grabfähig bleibt. Meine Beobachtungen haben gezeigt, dass die Wohnhöhlen nur am Tage aufgesucht werden, während die Eidechsen ansonsten Verstecke unter Steinen aufsuchen. Ein ähnliches Verhalten konnte ich auch beim Bärtigen Krötenkopf (Phrynocephalus mystaceus) im Terrarium beobachten. Auch diese Agamen haben nur am Tage ihre selbst gebauten Höhlen aufgesucht, während sie die Nächte immer eingerüttelt im Sand verbrachten.

Literatur:

BISCHOFF, W. (1978): Beiträge zur Kenntnis der Echsen des Kaukasus. – Salamandra, Frankfurt a. M., 14(4): 178-202.
— (1991): Übersicht der Arten und Unterarten der Familie Lacertidae 2. Die Gattungen Eremias, Gallotia, Gastropholis, Heliobolus, Holaspis und Ichnotropis. – Die Eidechse, Bonn/Bremen, Heft 2: 14-21.

BÖHME, W. (1981): Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas, Band I Echsen (Sauria) I. – Wiesbaden (Aka-demische Verlagsgesellschaft), S. 1-520.

DAREVSKIJ, I.S. (1960): The population dynamics, migration and growth in Phrynocephalus helioscopus persicus DE FILL. in the Arax river valley (Armenia). – Bjull. Moskowsk. Obschtsch. Ispyt. Prirody, otd. Biol. (= Trav. Soc. Natural. Moscow, Sect. Biol), 65(6): 31-38.

ENGELMANN, W.E., J. FRITZSCHE, R. GÜNTHER & F.J. OBST (1993): Lurche und Kriechtiere Europas. – Radebeul, (Neumann Verlag), 440 S.

PETERS, G. (1964): Sekundäre Geschlechtsmerkmale, Wachstum und Fortpflanzung bei einigen transkaukasischen Eremias-Formen (Reptilia, Lacertidae). – Senck. Biol., Frankfurt a. M., 45(3/4): 445-467.

PETZOLD, H.G. (1977): Eremias pleskei BEDRIAGA, 1907 Transkaukasischer Wüstenrenner. – Aquarien Terrarien, Leipzig, 24: 287.

SZCZERBAK, N.N. (1974): Jaszczurki palearktiki. – Kiew (Naukowa Dumka), 296 S.

— (2003): Guide to the Reptiles of Eastern Palearctic. – Malabar, Florida (Krieger Publishing Company), XVII + 260 pp.


Verfasser: MARTIN DIECKMANN, Dambergskamp 12, D-59071 Hamm